OK, das hier wird der Jugendfreie Teil.
Keine düsteren Gedanken, keine Toten und keine Internierungslager (Zumindest nicht hauptsächlich).
Wo war ich stehen geblieben?
Ah ja:
Am Bus angekommen stellten wir fest, dass die Schüler tatsächlich 1 ½ Stunden in der prallen Sonne verbracht hatten.
Sichtlich erleichtert stiegen sie dann alle in den Bus und es ging auf zum Schwarzmarkt.
Und so begaben wir uns auf eine weitere Odyssee durch die endlosen Weiten des Weltalls der Tschechischen Landschaft.
Mert fuhr voraus (wie sollte es auch anders sein).
Nun, da wir auf dem Weg waren (die einheimischen hatten uns bereits eine ausführliche Wegbeschreibung verpasst) kamen mir plötzlich Szenarios in den Sinn:
Odyssee,… da hast du doch mal was gelesen…
Tosendes Meer.
Wir sind auf einer Begleitgaleere des Schiffes unseres großen Anführers Odysseus (dem griechischen Helden mit dem wohl schlechtesten Orientierungssinn aller Zeiten).
Vor uns das Biest Scylla (oder ein Baufahrzeug), neben uns Der Todesstrudel Charybdis (ok, ein steiler Abhang…) und hinter uns hörte ich die Sirenen rufen (vermutlich die Polizei).
Zielstrebig steuerte uns Mertysseus an Untiefen und dem richtigen Weg gleichermaßen gekonnt vorbei und so kamen wir dann mit „leichter“ Verspätung an.
Es war ein bekannter Punkt, denn wir waren bereits 1- bis 3-mal daran vorbei gefahren.
Zu Merts Verteidigung muss man aber sagen, dass der Schwarzmark nicht das war, was man sich eigentlich darunter vorstellt.
Er war mehr etwas seinem Namen gerecht werdendes: Ein Markt.
Das waren nicht irgendwelche unter Brücken versteckten Stände, deren Besitzer permanent nach der Polizei Ausschau hielten, sondern ein eigener (umzäunter!) Platz.
Es hatte wirklich eher was von einem Wochenmarkt.
Ich weiß nicht, ob der Platz auch anderweitig genutzt wird, aber er sah definitiv nicht so aus.
Das Ganze war sogar mit verschließbaren Toren!
Kaum dort angekommen stellten wir fest, dass nicht alle Prager unfreundlich sind.
Das wusste ich freilich schon vorher, denn ich habe festgestellt, dass die Bewohner von Prag erst ab dem 30ten Lebensjahr unfreundlich zu werden scheinen (weswegen ich mich immer an die Kasse mit den jungen Damen stellte).
Hier war es noch mal wieder anders.
Hier war fast jeder absolut freundlich.
Ich habe keine Ahnung, wann ich das letzte Mal so plötzlich so viele Freunde hatte…
Sehr schnell hatten sich Gruppen gebildet und als Meike in ihrer die Einziege war, die sich eine Sonnenbrille kaufen wollte und ich noch nichts Besseres zu tun hatte, nahm ich mich ihrer an.
So ließen wir uns dann am ersten Stand über den Tisch ziehen und waren bester Dinge.
Relativ schnell haben wir herausgefunden, dass es nur einen einzigen Weg gibt den freundlichen Menschen dieses Ortes nicht in die Hände zu geraten:
Kein Blickkontakt
Keine Waren anschauen
Nur einander anschauen und darauf achten, dass man nicht beklaut wird.
Das haben wir dann auch beherzigt und stellten fest, dass es nicht wirklich viel gab, womit man was anfangen konnte.
Zeitweise wäre ich bei den Schwertern fast schwach geworden, doch glücklicherweise hatte ich dann ja noch Meike.
Selbige hat mich übrigens auch todesmutig aus den Fängen eines Verkäufers gerettet, der mich, eh ichs mich versah, schon fast aus meiner Hose raus, in eine andere verfrachtet und mit „Lacoste- Hemden“ zudrapiert hatte.
Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, aber sie hat tatsächlich die Typen vertrieben.
Wir traten also die Flucht an, nur um ein schrilles „GERMANYYYYYY?!“ gefolgt von schnellem kauderwelsch in einer mir nicht bekannten Sprache zu hören.
Sichtlich verwirrt blickte ich mich um, nur um Max und die Anderen durch die Menge hinweg flüchten zu sehen.
Meike und ich hatten genug und so ließen wir uns vor der Mauer nieder und plauderten ein wenig.
Als dann endlich der Bus kam, waren alle Leute irgendwie froh vom Markt wegzukommen und stiegen schnell ein.
Im Bus wurde dann noch die frisch gekaufte Unterwäsche einer Mitschülerin rumgereicht (ich weiß nicht warum, aber es schien für jedermann interessant zu sein).
In der entsprechenden Hochstimmung kamen wir dann am Hotel an und konnten auch direkt runter zum Abendessen.
Es gab Hühnerfrikassee (zumindest sah es so aus und schmeckte entfernt danach).
Das Hotel hatte sogar genug für alle gekocht und so konnte Mark sich noch eine zweite (oder dritte?) Portion holen.
Im Anschluss ging es dann zum See.
Wir hatten nämlich einen See bei uns um die Ecke.
Man musste nur über die (schwankende) Autobahnbrücke gehen und war praktisch auf dem Land. Dann noch ein paar Hundert Meter und man war an einem Kleinen (verdreckten und die angrenzenden Siedlungen versorgenden) See.
Auf dem Weg dorthin brachte ich dann meinen berüchtigten „Ist dir Kalt …..? “- Kommentar. Der führte dazu, dass ich kurzzeitig bei der Betreffenden Dame in Ungnade viel, jedoch sehr viel Verständnis und Wohlwollen bei der männlichen Belegschaft weckte…
Man muss dazu sagen, dass besagte Dame eigentlich vorgehabt hatte im See schwimmen zu gehen und dementsprechend gekleidet war.
Am See selber stellte sich dann heraus, dass es nur einen einzigen Platz für uns alle gab und so ließen wir uns dort nieder.
Wir packten unsere Sachen aus (selbstverständlich nur Säfte und nichts Alkoholhaltiges) und erquickten uns an den Freuden des (nichtalkoholischen) Wodkas, Sektes und des Bieres (meiner Meinung nach tatsächlich nicht alkoholhaltig und dazu hieß es noch Kotzel).
Unsere Stimmung erfreute nicht nur uns, sondern auch die an der nahe gelegenen Überlaufschleuse sitzenden Tschechen.
Diese drei Jungs kamen zu etwas fortgeschrittener Zeit zu uns und waren sichtlich beeindruckt, dass auch Deutschland eine ansehnliche weibliche Bevölkerung hat.
Interessant wurde es dann auch, als sich herausstellte, dass die drei kaum Deutsch sprachen.
Dafür konnten sie Englisch und es ist lange her, dass ich unsere Mädels so verzweifelt hab Englisch sprechen sehen.
Für die Tschechen war das eh nebensächlich.
Die Blicke waren eindeutig: „Red was du willst, solange du mit MIR redest!“
Gut, wer kanns ihnen verdenken…schließlich war es ja kalt und wir waren alle nicht mehr ganz nüchtern…
Wenn es dann gar nicht mehr ging, musste ich übersetzen: „Conner? Was heißt noch mal…..auf Englisch?“
War schon toll, vor allem die Gesichter der Drei: „Plötzlich redet die mit dem Typen auf Deutsch?! Was soll der Stuss?!“
Glücklicherweise erklärte meine „kalte“ Mitschülerin das dann auf: „That is Konstantin. He is really, öh, intelligent! Ja… You can ask him anything you want and he knows the answer.”
Danke dafür übrigens noch mal.
Nach dieser Ansprache waren die Jungs dann noch etwas beeindruckter und so geschah es dann, dass wir ins Gespräch kamen.
Es stellte sich heraus, dass die Drei eigentlich auf ner Party waren, die auf der anderen Straßenseite stattfand.
Das brachte uns in den „Genuss“ von noch mehr tschechischem Bier.
Nach einiger Zeit kamen auch noch einige aus der Parallelklasse (unter anderem Fabian und Svenja) vorbei, doch blieben diese lieber für sich.
In der Zwischenzeit waren die Badenixen schon (versehentlich?!) im Wasser gelandet und Samira hatte Mark hinein gestoßen.
So waren sie dann kalt und nass und hatten dass Bedürfnis zum Hotel zu gehen.
Selbiges taten sie dann auch.
So waren nach einiger Zeit und ohne es direkt zu bemerken Meike und ich allein mit den Dreien.
Wir unterhielten uns dann noch eine ganze Weile (und einige Biere), bis Meike dann auch zurück wollte.
Zwei der Jungs boten sich zwar an sie zu bringen, doch sie war skeptisch und fragte mich, mit großen Augen hoch guckend, ob ich den Part nicht übernehmen könnte.
Da wir nun beide aufbrachen, dachten die Tschechen, sie könnten auch mitkommen und wir könnten auf dem Weg noch etwas plaudern.
Ich passte brav auf dass Meike nichts passierte und machte einige Hochrechnungen im Kopf.
Ich stellte fest, dass nüchterner war als die Tschechen und im Zweifelsfall mit ihnen fertig geworden wäre. Das sagte ich dann auch Meike, die daraufhin wesentlich gelassener wurde.
So gingen wir dann zurück und unterhielten uns dabei über Serien, Comedy und gute Filme.
Ich lernte etwas über die Serie Red Dwarf und erzählte denen im Gegenzug von Jeff Foxworthy und Mel Brooks.
Als wir dann Bei Spaceballs und Men in Tights waren, kamen wir am Hotel an und Verabschiedeten uns.
Zu meinem Erstaunen sprach ich neben meinem Cockney-Englisch auch noch Deutsch und so konnte ich Meike dann noch zu ihrem Zimmer bringen, wo ich sie absetzte und ihr eine gute Nacht wünschte.
Mehr ist nicht passiert, auch wenn ich in den nächsten Tagen Gegenteiliges gehört habe.
Wobei ich einiges von dem, was mir so unterstellt wurde, echt mal ausprobieren sollte…(Also danke Mark).
So ging ich dann auf mein Zimmer und legte mich hin, plauderte noch etwas mit Mark und Max und schlief dann ein.
Diesmal drehten sich meine Gedanken nicht um die Laute von draußen, sondern um die Preisverleihung des Goldenen Navigationssystems, den knappen Vorsprung, der Mert vor Frau T.-V. zum Preis brachte und um die Tatsache das sich der Raum, aus mir nicht ganz erfindlichen Gründen, drehte…
1 Kommentar:
Der Mann den sie Google nannten.
Wir lieben Dich
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